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Reutlinger Generalanzeiger vom 17.09.2007

Comedy - Jörg Friedrichs Premiere als Clown Paulo
Alphamann mit Akkuschrauber
REUTLINGEN. »It's a man's world«, aber diese Männerwelt nimmt der Reutlinger Clown Paulo in seinem Programm gehörig auf die Schippe. Zwei Seelen wohnen, ach, in so einer Männerbrust. Der eine, der Macho, der einfältige Draufgänger, der des Mannes liebstes Kind, den Akkubohrschrauber, benutzt wie einen Revolver. Und der andere, der Weichling, der Zauderer, der mit seiner hintergründigen Einfachheit das männliche Imponiergehabe erbarmungslos bloßstellt.
 

Paulo, alias Jörg Friedrich, spielt diese beiden Gegensätze mit schwäbischer Inbrunst, und das ist witzig, sehr witzig. Mit roter Zipfelmütze und obligatorischer roter Clownsnase stolpert er auf die Bühne des Grünen Salons im Reutlinger Café Nepomuk und holt sich gleich zwei Leute aus dem Publikum als Assistenten mit auf die Bühne. Sie dürfen eine lange Wäscheleine aus seinem Hemd ziehen. Auf die Leine hängt Paulo dann die hocherotische Feinripp-Männerunterwäsche, auf der geschrieben steht: »It's a man's world«.

Noch komischer wird dann die Sache mit dem Akkuschrauber, mit dem er sich den rechten Mann herbeischraubt: »Erst der Akkuschrauber macht den Mann zum Mann.« Und so steht er dann da, mit geballter Faust und dem schelmischen Grinsen, und das Publikum kringelt sich vor Lachen.

Auch die Männer finden's lustig

Es sind nicht nur die Frauen, die sich an diesem Abend über die clowneske Satire köstlich amüsieren. Auch die Männer im Publikum finden's komisch, und das gibt doch Hoffnung, wenn sie über ihre eigenen starken Schwächen oder schwachen Stärken noch lachen können.

Wie beispielsweise bei der An- und Ausziehnummer zum James-Brown-Klassiker »It's A Man's Man's World«. Da gewinnt jedes Kleidungsstück seine eigene Sprach-Identität. So kommt das Sakko aus Österreich, die Krawatte aus Norddeutschland, der Trenchcoat aus Frankreich, und Paulo wird kurz zum »einsamen Helden, dem letzten Cowboy, dem letzten Alpha-Männchen«.

Am Schluss verschwindet der arme männliche Weichling in der Mülltonne. Doch treten die beiden Seiten des Mannes noch einmal als Handpuppen auf, die auf immer und ewig miteinander verbandelt sind. So sind die Männer, und Paulo kann zur entwaffneten Kapitulation am Ende nur noch die weiße Fahne hissen. »It's a man's world«, Jörg Friedrichs Clown-Theater ist eine sehr kompakte und unterhaltsame Show. Die Premiere seines ersten Programms erhielt am Samstag viel Beifall. (vit)




 
  
©  Foto: jpm
Geislingen / Patricia Jeanette Moser 19.02.2018

Südwestpresse Geislingen vom 19.02.2018

   Wer ist hier der Clown?

Am Freitagabend in der Geislinger Rätsche: Die Aktion von Clown Paulo wird effektvoll unterstrichen vom virtuosen Gitarrenspiel von Dieter Mann (rechts). Auch er schlüpft zeitweise in die Rolle des Clowns, wenn er auf Paulo reagiert
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Sie hätten keine Ahnung, was sie  erwarte, so äußerten sich viele Besucher der Rätsche in Geislingen vor Beginn des Clowntheaters mit Clown Paulo, Jörg Friedrich aus Reutlingen und dem Gitarren-Mann, Dieter Mann aus Göppingen. Letzterer ist bekannt durch sein jahrelanges Mitspiel beim Improvisations-Theater KäSch der Rätsche. Er wechselt an diesem Abend zwischen Konzertgitarre und E-Gitarre. Im reduzierten Bühnenbild eröffnet ein zartes Gitarrenstück die Vorstellung und schärft die Sinne des Publikums für eine feine Stimmung.

Der Bühnenvorhang bewegt sich und schüchtern betritt Clown Paulo die Bühne. Ein mysteriöser Gegenstand prägt die Bühnenmitte. Das „Ding“ ist verhüllt und weckt die Neugier bei Clown Paulo und beim Publikum. Ein liebenswerter Clown präsentiert sich hier. Neugier, Erstaunen und Zupacken äußert sich an diesem Abend in verschiedenen Sequenzen. Paulo zieht das Publikum mit Blicken und Gesten ins Geschehen ein. Es wird nicht gesprochen. „Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich das bis zum Schluss aushalte“, so äußerte sich ein Zuschauer am Ende des Abends. Theater in dieser Weise fordert scheinbar heraus. Keine Effekthascherei wie in großen Blockbustern gibt es hier. Das erzeugte Wohlgefühl dagegen ist ungleich hoch, wie der Blick ins Publikum beweist.

Die Aktion von Clown Paulo wird effektvoll unterstrichen vom virtuosen Gitarrenspiel von Dieter Mann. Auch er schlüpft zeitweise in die Rolle des Clowns, wenn er auf Paulo reagiert. Dies greift auch auf das Publikum über, das mitspielt, mitreagiert und Teil der Szenerie wird.

Mit „Befangenheit“ beginnt der Abend. Eine Blume im Käfig wird von Paulo befreit. Sie gedeiht nicht bei ihm und blüht erst im Käfig wieder auf. Gelassen nimmt Paulo dies als Tatsache hin. Wunderbar seine Mimik und die Sprache seiner Augen. Er nimmt seine Zuschauer mit in eine Welt der Gefühle. Als Schlusspunkt des Programms konfrontiert Paulo sein Publikum erneut mit einem Käfig und der Befangenheit. Zuvor sitzt er vor einem Spiegel und schminkt sich erstmals zum Clown. Ist er erst jetzt ein Clown? War er es vorher nicht? Wer ist hier der Clown? Hätte jeder im Raum diese Figur sein können?

Ja, das wortlose Clowntheater fordert heraus. Das Offensichtliche darf entdeckt werden. Der Interpretationsspielraum ist groß im Bühnengeschehen. Ein schwebendes Herz weckt Paulos Entzücken, seinen Ehrgeiz und seine Tatkraft. Umständlich versucht er sich zu befreien. Die einfachste Lösung befreit ihn. Umständlich bemächtigt er sich der Liebe/dem Herz und nimmt es mit in die Befangenheit. Trotz Zuwendung und Pflege kann er es nicht halten und die Liebe/das Herz entschwindet durch die Gitterstäbe.

Jörg Friedrich versteht es trefflich, das Publikum ins Geschehen mitzunehmen und mit seiner Liebenswürdigkeit für sich zu gewinnen. Zum Schluss gibt es erstmals wenige Worte von ihm zu hören. Poetisch, aber auch lustig gestaltete sich der hintergründige Abend. Beim Musikstück „Frühlingshauch im Roggental“ ist Paulo so von den Gitarrenklängen angetan, dass es ihn auch körperlich stets nahe ans Instrument und den Musiker drängt. Er fasst ihm in die Saiten, was den Musiker erbost. Listig überreicht der Gitarre-Mann eine Triangel. Enttäuschung auf Paulos Gesicht weicht dem sichtbaren Ehrgeiz, das Instrument doch auszuprobieren. Faszination drückt sich aus vom ersten Klang bis hin zur Protzerei, wenn er meint, jetzt besser zu sein als die Gitarre.

Kleine Geschichten mit viel Menschlichkeit und Gefühl gab es in der Rätsche beim Clowntheater. Im 40. Jahr wagten die Macher der Rätsche etwas Neues, und das aufmerksame Publikum applaudierte lang anhaltend mit Begeisterung.

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